18. Mai 2014
ver-lauf
wenn man im laufe des weges unvermittelt stehenbleibt, sich umdreht und zurückschaut soweit das auge reicht, erkennt man den verlauf. jede abzweigung und richtungsänderung macht sinn. umwege und anstiege ergeben zusammenhänge. man sieht die brücken und kurven und plötzlich weiß man ganz genau, warum man gerade jetzt gerade hier steht.
wenn ich meine artikel zurücklese, ergeben sie ebenfalls einen erkennbaren verlauf. sie zeigen, wie sich emotionen und eindrücke verändern, haltung und einstellung wachsen, sich probleme schaffen und zu schaffen machen aber vorallem, dass in einem weg immer vorwärts rätsel und rückwärts lösungen liegen. ich bin krank und zuhause. körper braucht schlaf und ruhe, geist braucht erholung und denkpause. die grenze zwischen viel und zu viel ist manchmal viel zu schmal, um viel und lange die balance zu halten.....
vor 7 jahren war ich so weit von meinem weg entfernt, dass ich krebs und chemotherapie brauchte um zurückzufinden. und nicht einmal das gelang. ich landete auf einem völlig neuen weg. unbekannt und fremd lag er vor mir - und ich hatte keine wahl mehr. der alte weg war nicht mehr da. damals gab ich mir ein versprechen: ich werde auf mich aufpassen. meine gefühle wertschätzen und auf sie hören. meine grenzen respektieren. meine pausen einhalten und mit meinen ressourcen achtsam haushalten. mich ohne perfekt aus- und jedem selbstzweifel standhalten.
warum ich das jetzt erzähle ? weil ich meine versprechen ignoriert und vernachlässigt habe. grenzen überschritten und ausgereizt habe. jetzt heißt es, reißleine ziehen und danke sagen. für den warnschuss und die fähigkeit, spät von zu spät zu unterscheiden. und ganz besonders danke an all meine lieben freunde und engel, die mit selbstloser hilfe und unterstützung jederzeit zur stelle sind. ihr seid es, die mich auf meinen weg zum gesundwerden zurücktragen und aufpassen, mich nicht in meiner blumenwiese zu ver-laufen :-))
9. Mai 2014
geboren um zu lieben
heute bin ich weinerlich und sensibel. ich wandere mit meinem über alles geliebten kleinen wolf so langsam über die felder, dass ich bei jedem seiner müden schritte an den unweigerlichen abschied denken muss, der uns irgendwann nicht erspart bleiben wird. die erinnerungen überkommen mich, wieviele unzählige stunden wir mit wettlaufen verbracht haben. ich schätze das alter und liebe ihn, völlig egal wo und wie wir unsere zeit miteinander verbringen. ich passe mich heute an - so wie er sich an mein geh-tempo angepasst hat vor jahren. und ausgerechnet heute finde ich diese zeilen. sie sind in gedanken an menschen geschrieben - aber ich finde, sie gelten der seelen im allgemeinen. und ich widme sie meiner fellnase im speziellen.
An jenem Tag, an dem Du mich im Alter siehst und ich nicht mehr ich bin,
hab Geduld mit mir und versuche mich zu verstehen.
Wenn ich mich beim Essen bekleckere, mich nicht richtig anziehe, hab Geduld.
Denke zurück an die Stunden, die ich damit verbracht habe, es Dir damals beizubringen.
Wenn ich mich mit Dir unterhalte und ich mich zum hundertsten Mal wiederhole, unterbrich mich nicht, hör mir einfach zu. Als Du klein warst, habe ich mir Dein Geplapper ständig und überall angehört, ob Zuhause, im Geschäft oder bei Bekannten.
Falls ich mich nicht wasche, dusche oder bade, schimpf nicht mit mir und vor allem beschäme mich nicht. Erinnere Dich daran, wie oft Du Ausreden hattest und wie oft ich dich ans baden gehen erinnern musste.
Wenn Du meine Ignoranz gegenüber neuen Technologien bemerkst, bitte ich Dich mir die nötige Zeit zum erlernen zu geben. Und bitte lache währenddessen nicht über mich.
Ich habe Dir so viele Dinge beigebracht …. Wie man richtig isst, wie man sich benimmt, wie man spricht, wie man sich anzieht und wie man sich in dieser Welt zurechtfindet.
Sehr viele dieser Dinge; sind das Ergebnis der Kraft und Zusammenarbeit von uns beiden – Dir und mir.
Falls ich irgendwann vergesslich werde oder den Faden unserer Unterhaltung verliere, gib mir die nötige Zeit um mich zu erinnern. Und falls ich mich doch nicht erinnern kann, werde nicht nervös und böse; ich glaube nämlich; dass die Unterhaltung nicht das Wichtigste ist, sondern die Nähe zueinander und dass Du mir zuhörst.
Zwing mich nicht zum essen, wenn ich es nicht will. Ich weiß am besten was ich brauche und was nicht.
Wenn mich irgendwann meine müden Beine nicht mehr schnell gehen lassen, reiche mir deine helfende und stützende Hand, genauso wie ich es für Dich getan habe, als Du laufen gelernt hast.
Und wenn ich Dir eines Tages sage, dass mein Leben nicht mehr lebenswert ist und dass ich sterben will, sei mir nicht böse. Eines Tages wirst Du verstehen, dass es gar nichts mit Dir zu tun hat, nicht mit deiner Liebe zu mir und auch nicht mit meiner Liebe zu Dir. Lerne einfach zu verstehen, dass ich in meinem Alter nicht lebe, sondern zu überleben versuche.
Eines Tages wirst Du erkennen, dass ich trotz der Fehler die ich gemacht habe, nur das Beste für Dich wollte und dass ich versucht habe Dir dein Weg durch diese Welt so gerade und eben wie möglich zu machen.
hab Geduld mit mir und versuche mich zu verstehen.
Wenn ich mich beim Essen bekleckere, mich nicht richtig anziehe, hab Geduld.
Denke zurück an die Stunden, die ich damit verbracht habe, es Dir damals beizubringen.
Wenn ich mich mit Dir unterhalte und ich mich zum hundertsten Mal wiederhole, unterbrich mich nicht, hör mir einfach zu. Als Du klein warst, habe ich mir Dein Geplapper ständig und überall angehört, ob Zuhause, im Geschäft oder bei Bekannten.
Falls ich mich nicht wasche, dusche oder bade, schimpf nicht mit mir und vor allem beschäme mich nicht. Erinnere Dich daran, wie oft Du Ausreden hattest und wie oft ich dich ans baden gehen erinnern musste.
Wenn Du meine Ignoranz gegenüber neuen Technologien bemerkst, bitte ich Dich mir die nötige Zeit zum erlernen zu geben. Und bitte lache währenddessen nicht über mich.
Ich habe Dir so viele Dinge beigebracht …. Wie man richtig isst, wie man sich benimmt, wie man spricht, wie man sich anzieht und wie man sich in dieser Welt zurechtfindet.
Sehr viele dieser Dinge; sind das Ergebnis der Kraft und Zusammenarbeit von uns beiden – Dir und mir.
Falls ich irgendwann vergesslich werde oder den Faden unserer Unterhaltung verliere, gib mir die nötige Zeit um mich zu erinnern. Und falls ich mich doch nicht erinnern kann, werde nicht nervös und böse; ich glaube nämlich; dass die Unterhaltung nicht das Wichtigste ist, sondern die Nähe zueinander und dass Du mir zuhörst.
Zwing mich nicht zum essen, wenn ich es nicht will. Ich weiß am besten was ich brauche und was nicht.
Wenn mich irgendwann meine müden Beine nicht mehr schnell gehen lassen, reiche mir deine helfende und stützende Hand, genauso wie ich es für Dich getan habe, als Du laufen gelernt hast.
Und wenn ich Dir eines Tages sage, dass mein Leben nicht mehr lebenswert ist und dass ich sterben will, sei mir nicht böse. Eines Tages wirst Du verstehen, dass es gar nichts mit Dir zu tun hat, nicht mit deiner Liebe zu mir und auch nicht mit meiner Liebe zu Dir. Lerne einfach zu verstehen, dass ich in meinem Alter nicht lebe, sondern zu überleben versuche.
Eines Tages wirst Du erkennen, dass ich trotz der Fehler die ich gemacht habe, nur das Beste für Dich wollte und dass ich versucht habe Dir dein Weg durch diese Welt so gerade und eben wie möglich zu machen.
Du darfst weder böse noch traurig sein und Dich auch nicht unfähig fühlen, wenn Du mich so siehst. Du musst nur an meiner Seite sein, versuchen mich zu verstehen und mir helfen, so wie ich es gemacht habe, als Du in diese Welt geboren wurdest.
Jetzt bist Du an der Reihe, mich auf meinem schwierigen, nicht immer geraden und ebenen Weg zu begleiten. Hilf mir diesen Weg mit Liebe und Geduld zu Ende zu gehen. Ich werde es Dir mit einem Lächeln und mit der unendlichen Liebe, die ich immer für Dich hatte, habe und haben werde, danken...
danke coltrane, dass du auf diese welt geboren wurdest, um mich zu lieben und dein gesamtes leben mit mir zu verbringen. ich wünsche dir noch viele schmerz-freie, angenehme und interessante tage und eine lebens-würdige zeit. und uns beiden, dass wir den richtigen zeitpunkt erkennen, wenn es soweit ist in würde und ruhe abschied zu nehmen.
8. Mai 2014
verzweiflung
jetzt bin ich seit 4 wochen durchgehend krank. laboriere an einem extrem hartnäckigen viralen bronchialinfekt. schlucke, schmiere, inhaliere - doch es wird statt besser nur schlimmer. schmerzen werden mehr und fieber kommt daher. leider darf ich mir 6 monate lang keinen krankenstandstag erlauben, sonst wird mein gehalt gekürzt. ja wir haben extra eine dienst-ordnung dafür !!
ich habe nach meiner krebs-erkrankung auf bu-pension angesucht und wurde für 3 jahre befristet. danach hat die pensions- versicherung hier in österreich mir ein schreiben geschickt in dem steht: sie sind zwar nicht mehr zu 100 % arbeitsfähig - aber immerhin mehr als 50 % - also gehen sie wieder arbeiten !
das tue ich selbstverständlich auch seit mittlerweile 3 jahren, als pflichtbewusster bürger, der solche anweisungen ernst und genau nimmt. worauf ich allerdings keinen einfluss habe ist, wann mich dennoch eine krankheit ereilt. immerhin arbeite ich in der medizin, ein großes haus mit vielen mitarbeitern und ebenso vielen patienten. da wird mehr als ein krankheitserreger tagtäglich herumgetragen. tja und genau so einer begleitet mich seit wochen.
nun gibt es aber so eine geregelte ordnung, die die menschen klassifiziert - entweder du bist zu 100 % gesund, dann kriegst du eine bonuszahlung - oder du bist krank, dann wird dir geld abgezogen. schön sicherlich für all jene, die fit wie ein turnschuh sind und keine schwere vorerkrankung haben. pech für mitarbeiter wie mich, die zwar krebs besiegt und sich ins leben zurück gekämpft haben - dieser weg aber spuren hinterlassen hat. menschen, die sich über ihr verbliebenes leben freuen, allerdings auch viel mühsamer regenerieren. die vertrauensperson meint tröstend dazu: härtefälle gibt es immer.
ich konsumiere nun seit monaten urlaubstage um nicht als krank aufzuscheinen im system. in diesen urlaubstagen liege ich im bett und kuriere mich aus. all das scheint weder diskriminierend noch rechtswidrig zu sein. ich allerdings frage mich schon, wozu wir überhaupt noch patienten heilen, wenn das system ohnehin nur eine unterscheidung trifft: 100 % gesund oder 100 % tot....
dieser artikel ist pure verzweiflung, daher fehlt ihm auch jede spur von humor :-((
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