am liebsten fahre ich am abend, da kann ich die stille sehen. das auto lasse ich am fuße des berges stehen, denn ich möchte gehen, mir jeden meiner schritte bewusst und alleine sein. an jeder kehre genieße den ausblick, zunehmend breiter und weiter.
mich erwartet keine lange wanderung, aber eine innige. und so vertraut mir umgebung und ziel auch sind, berühren mich diese momente jedes mal aufs neue. ich wandere mit einer ruhe, wie eine meditation. tagsüber verliert sich diese stimmung in lautstärke und geschehen. nur der abend vermag es, die sterne zu verstehen.
eine schneedecke lässt die gräber hell erstrahlen. die kleine kirche wirkt friedlich und wirft ein beschützendes auge auf ihre seelen. ich öffne das schmiedeiserne tor, das leise knarrt und höre mich tief ausatmen. ich bin da, an diesem magischen platz.
als expertin für energie frage ich mich, woher nimmt diese umgebung ihre kraft und stärke. wie kann es sein, dass sie mich mit ihrer ausstrahlung dermaßen beeindruckt. ich bin kein fan von morbiden friedhöfen, aber ich spüre kraftplätze. und hier spüre ich obendrein anmut und erhabenheit. und vorallem meinen papa.
ich zünde meine kerzen an, der wind macht es mir leicht. ich erzähle von meinem leben, plänen und gedanken. im winter lehne ich, im sommer sitze ich lange an der schönen marmor-umrandung. nichts drängt oder bedrängt mich, nichts treibt mich fort. ich inhaliere und tanke auf. ich spüre seine liebe und seinen trost.
beim bergabgehen muss ich fotos machen von der atemberaubenden idylle. die kälte lässt mich flotter werden und meine beine tragen mich beschwingt zum parkplatz. für mich ist dieser besuch am friedhof mehr - mehr erinnern, träumen, loslassen, reduzieren und den blick für das echte und wesentliche nicht verlieren.
an dieser stelle gibt es keine lügen mehr, vielleicht bewegt es mich deswegen auch so sehr....