ich bewundere sie, die kleinen kinderhände, die lustig mit ihren buntstiften drauflosmalen. mit begeisterung quer über die ausmalbilder in allen farben. und wenn das malblatt nicht reicht, darf auch noch der tisch dran glauben. es wird der pinsel großzügig geschwungen und ein weiteres meisterwerk geboren.
so kommen sie zur welt unsere zwerge. ohne kleinkarriert oder linear. sie haben leidenschaft und schwung und kreieren nach herzenslust. malen über den bilderrand, essen über den tellerrand. sie langweilen sich weder mit dünnen strichen noch mit dicken grenzen.
doch wir großen haben ja den drang, unseren kleinen etwas zu lernen. selbst beim thema kreativität meinen wir, es besser zu wissen. und so kommt es, dass wir unseren kleinen freigeistern den freien geist nehmen. denn immerhin muss ein bild korrekt ausgemalt und nicht übermalt werden. nur bis zum rand und keinesfalls darüber hinaus. nur bis zur zeile, nicht darüber und nicht darunter. und am allerbesten finde ich überhaupt die bilder mit den fix vorgegebenen farben.
tja und irgendwann haben wir es geschafft. wir gewöhnen unseren kindern und letztlich auch uns selbst das darüberhinaus zur gänze ab. nicht nur im farbenspiel, sondern im ganzen leben. es gilt immer irgend einen rand einzuhalten. oder generell den rand zu halten. es sind die grenzen im tun genauso wie die grenzen im denken. aber wohin kommen wir, wenn wir aufhören grenzenlos und frei zu leben. was passiert denn außerhalb eines randes. sind wir dann vielleicht randlos haltlos. wäre das möglicherweise eine grenzgeniale grenzerfahrung. oder gar randvoll lebendig.
ich liebe es mit meiner enkeltochter zu malen. dafür gibt es extra ein atelier in meinem haus mit einem großem tisch in der raummitte. die vielen stühle rundherum sind wichtig, um das werk aus jeder perspektive zu betrachten. und natürlich brauchen wir ein megalicht und musik. in meinem atelier werden malerschürzen angezogen und mit sicherheit keine kleinen kästchen ausgemalt. da geht es mit allen farben, tuben, buntem sand, federn, pinseln in allen stärken, großen papierrollen und leinwänden so richtig zur sache. gestalten lautet unser motto. mit händen und herz. und ich kann euch sagen, hier wurde bereits grandioses zum ausdruck gebracht, bilder die ein eindrucksvolles fotobuch füllen.
was ich damit sagen möchte. ränder gibt es mehr als genug und bestimmt sind einige davon auch wichtig. vielleicht beschützen sie uns mitunter sogar. aber man darf sich durchaus auch darüber hinauswagen, hinausdenken, hinausgehen, hinaussehen, hinausmalen und hinausprobieren. kinder sind für mich voller inspiration. völlig unbedarft, voller energie, voller ideen und grenzenlos. es tut gut, mit ihnen gemeinsam über den rand zu malen...