19. Januar 2022

positive bilanz

ich hab im ganzen jahr 2021 lediglich 8 artikel zu papier gebracht. mein gesichtsausdruck trägt ob dieser bilanz gerade verwunderung und erstaunen. ich hab meine schriftstellerei gar nicht aktiv verfolgt und mich nunmehr selbst mit diesem mageren ergebnis überrascht. im grunde war das ganze jahr ausgefüllt mit intensivem leben und doch gab es offenbar gründe, mich nicht an die tastatur zu setzen. 

ich überlege, themen gab es mehr als genug, doch letztlich waren sie alle überschattet von traurigkeit bis hin zu verzweiflung aufgrund der politischen maßnahmen angesichts der pandemie-situation. man nannte sie lockdown, ausgangssperren und impfzwang und erreichte damit rückzug, isolation, einsamkeit, distanzierung, entfremdung, depression, krankheit, demonstration und widerstand in der bevölkerung. es verging kein einziger tag ohne mediale präsenz des obskuren wechselkurses der regierung, da vergeht einem die lust, auch noch privat artikel darüber zu verfassen. ja, das ist bzw. war der eigentliche grund meiner reduzierten, meiner extrem reduzierten tätigkeit. eigentlich bin ich grad fassungslos darüber. 

das jahr ging letztlich für mich persönlich mit einer schweren entscheidung in die endphase. nach eingehender beratung mit meinem vertrauensarzt über möglichkeiten, einem impfzwang entgegenzuwirken, fand sich in der aktuellen rechtslage keine andere lösung als eine impfung durchzuführen. sämtliche ängste von patienten werden selbst von der ärztekammer schlichtweg wegignoriert. demnach hat mein arzt vollstes verständnis für meine sorge, aber null hilfestellungen. dann wars für mich entschieden, mir meine pflicht-stiche zu holen. 

ich halte das heute fest, für mich persönlich und für die nachwelt. denn ich denke, meine entscheidung wird möglicherweise in zukunft fragen aufwerfen. um diese zu beantworten, brauch ich den derzeitigen moment und dieser lautet: ich bin 55 jahre alt, seit 36 jahren im job, habe vorerkrankungen und bin ungeimpft - wer bitte sollte mir einen job am arbeitsmarkt anbieten. ich kann es mir nicht "leisten" zu kündigen oder gekündigt zu werden. wer zahlt mir meine miete, mein leben. das ist die perfide wahrheit. 

ich bin gegen jede art von zwang und werde meiner ideologie auch weiterhin treu bleiben. daran ändert auch der grüne pass nichts. jedoch hab ich meine tränenreiche entscheidung letztlich für mich angenommen und halte mir vor augen, dass ich in meinem leben schon ausgesprochen schwierige, lebensbedrohliche zeiten überstanden habe. in diesem sinne versuche ich nun, auch diesen abschnitt meines lebens mit aufmerksamer und liebevoller wertschätzung zu integrieren. jede entscheidung bringt auch einen teil befreiung mit sich, die ungewissheit hat mich zu lange zermürbt. nun liegen die fakten am tisch und ich kann aktiv damit arbeiten.

und sollte es mein schicksal sein, aufgrund dieser impfung schwer zu erkranken oder gar zu sterben, dann werde ich so abtreten, wie ich versuche zu leben: mit erhobenem haupt, stolz und erfüllt mit dem wissen, entschlossen meinen eigenen weg zu gehen, gepaart mit erfahrungen, die mich gelehrt haben, dass nachgeben nicht gleich aufgeben bedeutet. sondern vielmehr mit der weisheit, den unterschied zu erkennen und zu erspüren. und das nenn ich dann doch eine gelungene bilanz.