12. September 2014

die feige


wer kennt sie nicht, die feige frucht. ich hab sie als kind kennengelernt - da lag sie feige versteckt unter datteln, nüssen und mandarinen im nikolosackerl - und schon damals schmeckte sie mir nicht. ich bot sie jahr für jahr in der freundesrunde an und tauschte sie - ein feiger deal sozusagen :-))

die feige ist verlockend, hat ein appetitliches äußeres und ansprechende rundungen. ihr fruchtfleisch zeichnet sich weich in der form und wunderschön in der farbe. klar kriegt man lust reinzubeißen und auch die süße hält, was sie verspricht. aber dann kommen die kerne ins spiel, die sich wie unzählige kleine widerstände weder zerkauen noch zerdrücken lassen. sie stören ganz einfach, bleiben widerspenstig an den zähnen kleben und erinnern mich an die feigheit im menschen leben.

die feige zeigt nie wirklich ihr wahres gesicht. sie verbirgt ansichten und absichten hinter einer freundlichen fassade. sagt nicht, was sie will oder stört. du schenkst ihr vertrauen, sie schenkt dir lügen. sie lässt dich im glauben, alles sei gut und in ordnung. doch irgendwann explodiert sie dann - weil die feige gar nicht anders kann. zu viel hat sich zu lange aufgestaut und wird nun in einem gewaltigen rundumschlag abgebaut. sind dann erstmal freundschaft und vertrauen in gefahr, stellt sich die frage, ob das die feigheit wirklich wert war.

jeder mensch hat seine ganz persönliche feige - muss sie aber nicht behalten. es kommt die zeit, sie zu schälen - sich zu verabschieden und ein neues obst zu wählen. und vielleicht packt dir die freundschaft dann schokolade ins nikolosackerl :-))

1 Kommentar: